Im Internet steht, dass eine Schnecke immer sterben muss, wenn ihr Haus und vor allem die dünne Haut unter dem Haus verletzt ist. Dies stimmt glücklicherweise nicht. Bei unserer Schnecke bissen Mäuse ein Loch in das Schneckenhaus. Wir haben durch das Loch den Körper der Schnecke sehen können. Auch die dünne Schutzhaut war weggebissen. Die Schnecke ist sogar mit dem Körper etwas aus dem Loch herausgerutscht. Schlimm sah das aus. Wir hatten große Zweifel, ob die Schnecke das alles reparieren können würde.
Aber es klappte. Vielleicht wäre es in der Natur schwierig geworden, weil sie genügend Kalk finden muss. Wir gaben ihr Kalk. Die Schnecke bildete das Häutchen neu. Darauf baut sie nach und nach eine feste Schicht. Natürlich benötigt das seine Zeit. Wichtig ist, dass der Kalk nicht gedüngt ist und auch kein Kupfer enthält. Kupfer verträgt die Schnecke nicht. Auf keinen Fall darf es Löschkalk sein, weil der ätzend ist. Am besten mindestens 75%-igen Rasenkalk geben. Dann bitte das Loch in Ruhe lassen, nicht zukleben.
Die Schnecke braucht es kühl und feucht. Sie mag welke Pflanzen, welken Salat, allerdings nicht alle Sorten. Sie isst auch Algen von Steinen, Löwenzahn, Brennnesseln und Aas, Radieschenblätter, Blätter des Kohlrabi und Möhrenkraut. Wir bieten ihr viele Sorten Obst und Gemüse an, damit das Tier selbst entscheiden kann und eine Auswahl hat. Über die Nahrung und über ihren Kriechfuß nimmt sie den Kalk auf und repariert nach und nach ihr Häuschen damit. Allerdings darf das Tier an sich nicht verletzt sein., wobei es auch hier sicher auf die Schwere der Verletzung ankommt. In unserem Fall hatten die Mäuse das Schneckentier mit ihrem Biss ins Haus nicht verletzt. Zum Glück!
Um 1 Uhr nachts habe ich nochmal nach der Schnecke geschaut. Es ging ihr gut. Ich gab ihr noch Möhrenkraut und Kohlrabiblätter, die die Verkäuferin im Laden für uns abgebrochen hatte.
Eine letzte Bitte noch: Kein wildes Tier möchte dauerhaft im Terrarium eingesperrt sein. Die Schnecke sollte nur solange behalten werden, wie es nötig ist. Sie möchte wieder in die Freiheit hinaus! Wir können unsere Schnecke aber jetzt noch nicht nach draußen setzen, weil sie durch das dünne Häutchen Frost bekäme, das würde sie nicht überleben. Sie braucht Kraft, um Haus komplett zu reparieren, und die fehlt ihr derzeit. Sie müsste aufwachen, wandern, Nahrung und Kalk suchen, was sie im Winter nicht findet. Wir lassen sie vielleicht auf unserem Speicher überwintern. Da sind gute Temperaturen. Wenn sie aufwacht, bekommt sie Futter und Kalk. Im Frühjahr werden wir sie mit einem reparierten Haus auswildern können.
© Text und Fotos: Rebecca Sytlof, Trier