Merlin, der Körbchen-Philosoph

Merlin ist, das wissen wir,

ein enorm gescheites Tier.

Gar so manches hinterfragt er

äußerst gründlich und dann sagt er:

„Ja, mein klares Denkvermögen

ist fürwahr ein großer Segen.

Körperliches Defizit

stört nicht. Geistig bin ich fit.“

 

Jetzt liegt er im Körbchen drin.

Auf den Pfoten ruht sein Kinn

und es scheint, als ob der Brave

friedlich zur Siesta schlafe.

Nun, der Schlaf sei ihm gegönnt.

Doch der Hund mitnichten pennt.

Vielmehr lässt er im Pausieren

seinen Tag Revue passieren.

Vieles gibt es zu erwägen,

zu bedenken, überlegen,

einzuordnen, abzuschätzen  

und im Großhirn zu vernetzen –

was, wie jedermann versteht,

meist nur beim Relaxen geht.

 

Ökonomisch eingeringelt

und gekonnt zurechtgekringelt

liegt er nun im Körbchen drin

und bedenkt der Welten Sinn.

Manches stimmt ihn gar nicht froh

und er fragt sich auch wieso.

„Warum fällt es“, grübelt er,

„vielen Menschen oft so schwer

(Frauchen ist da ausgenommen!),

mit uns Hunden auszukommen?“

Schon allein die Problematik

Mensch + Hund verheißt Dramatik.

„Das Verhältnis Mensch + Hund

muss solid sein und gesund“,

lautet Merlins Diagnose.

„Dienlich ist’s der Symbiose,

wenn der Mensch auch im Konflikt

seinen Hund nicht unterdrückt.

Tut er‘s, ist die Harmonie

zwischen Mensch und Hund perdu.

Ist jedoch der Mensch gewillt,

dass des Hundes Wille gilt,

dass der Hund das Sagen hat,

dann verläuft die Sache glatt.“

 

Unser Denkervirtuose

lockert seine Ringelpose. 

Denken kann ganz schön ermüden,

gähnt enthemmt und denkt zufrieden:

„Unterm Strich ergibt sich schließlich:

Boss zu sein ist sehr ersprießlich.

Auch auf meinem Frauchen hier

spiel ich regelrecht Klavier.

Frauchen hab ich fest im Griff.

Sie folgt quasi auf den Pfiff.

Ohne Zürnen und Gekeife

tanzt sie brav nach meiner Pfeife.

Das hab ich ihr antrainiert

und sie hat es akzeptiert …

Außer, sie ruft: ‚Leckerli!‘

Da spur ICH dann. Aber wie!!!“

 

Text und Bild: Hannelore Nics, Wien

Veröffentlichungen  im Mariposa Verlag